24 Stunden in Hiroshima
Heute am 6. August ist der 75. Gedenktag zum Abwurf der Hiroshima Atombombe.
Es ist ein Teil unserer Weltgeschichte, der mir immer noch unter die Haut geht. Schon als Kind hat mich dieses Drama fasziniert und ich habe viele Bücher und Biografien dazu gelesen. Bis heute kann ich nicht verstehen, wie der Mensch zu solchen Gräueltaten fähig ist. Als wir unseren Zugtrip durch Japan gemacht haben, war Hiroshima für mich ein wichtiger Punkt und auch nicht wegzudenken von meiner Routen Planung. Wir waren uns ziemlich sicher, dass Hiroshima auf unserer Route nicht der Happy-Stop wird. Eine Stadt, die eigentlich bekannt geworden ist durch den Abwurf der ersten Atombombe und den tragischen Schicksalen durch die Spätfolgen.
Unser Shinkansen hielt am Hauptbahnhof von Hiroshima, schon hier erkennen wir eine moderne Stadt. Wie schon in den anderen Städten können die architektonischen tollen Bahnhöfe mit Shoppingmalls und guter Essensauswahl wirklich nicht mit den deutschen Bahnhöfen verglichen werden. Unser Hotel der APA Hotelkette lag mitten im Stadtzentrum mit einem tollen Weitblick. Wir richteten uns kurz ein um uns dann schon auf den Weg zu Fuß zum Friedensdenkmal zu machen.
Das Stadtzentrum von Hiroshima ist nicht besonders groß und man kann es sich gut erlaufen. Unser erster Stopp war der Friedenspark mit dem Peace Memorial Museum. Mitten in der Stadt wurde er als Erinnerungsstätte angelegt, hier findet man viele Statuen, Denkmäler und das Peace Memorial Museum. Wir waren in Japan nicht in vielen Musen, allein schon wegen unseres straffen Zeitplans, aber dieses hier wollten wir unbedingt besichtigen. Es ist ein tolles Dokumentationszentrum, welches aufklärt, erschüttert, berührt und nachdenklich macht. Gegenstände sind ausgestellt, die die Explosion überlebt haben. Es gibt nachgestellte Szenen zu sehen, was an diesem Tag passiert ist und Aufnahmen und Dokumentationen über das Geschehen und die Auswirkungen in den Jahren danach. Man verlässt die Ausstellung sehr berührt und unterschreibt sehr gerne die Petition gegen Atomwaffen.
Nach dem Museum ist man froh seinen Gedanken im Park freien lauf zu lassen und so bewegen wir uns langsam Richtung Friedensdenkmal. Er ist sozusagen das Epizentrums des Atombombenabwurfs. Bis dahin findet man im Park viele Statuen und Denkmäler die wunderschön sind. Natürlich auch viele Kraniche zum Gedenken an das Mädchen Sadako Sasaki, welche 10 Jahre nach der Atombombe an Leukemie gestorben ist. Für mich ist Hiroshima die Stadt der Papierkraniche, denn überall, wo wir waren, konnte man diese finden. Auch auf dem Bett in unserem Hotel.
Insgesamt sind wir sicher zwei Stunden spazieren gewesen und haben den Park und die Erinnerungen auf uns wirken lassen. Als wir langsam hungrig wurden, sind wir ohne Plan wieder Richtung Zentrum gegangen. Um uns rum sahen wir fast nur noch Japaner in bunten und aufwendigen Kimonos. Die Stadt wurde durch die ganzen traditionell gekleideten Leute sehr farbenfroh. Wir folgten dem Strom, weil wir wissen wollten was hier vor sich ging. Nachdem wir eine Passage passiert hatten, eröffnet sich vor uns ein Trubel aus Ständen und Musik. Gefühlt die halbe Stadt war unterwegs. Es gab Buden mit Wurf- oder Angelspielen, kleine Kunststände und vor allem Essen so weit wir sahen. Unser Hunger war geweckt und wir stellten uns an so vielen Ständen an, wie wir konnte, bis wir fast am Platzen waren. Ich weiß bis heute nicht was wir alles gegessen haben, aber es war einfach nur fantastisch.
Wir ließen uns von der Masse mit treiben und kamen an einem Tempel vorbei in dem Segnungen stattfanden. Der Eingang war mit Reisweinfässern und roten Lampions geschmückt. Im Tempel selber hingen ganz viele Lichterketten und eine traditionelle Band spielte Musik. Es wurde immer später, aber es trieb uns immer weiter. Wir kamen an einen großen Platz. In der Mitte Stand ein Turm mit einem Trommler und um den Turm hatten die Leute einen großen Kreis gebildet und sangen und tanzten zur Musik. Es war ein fliegender wechsel auf der Tanzfläche. Mal kam jemand dazu, mal verließ jemand die Kreise. Aber alle wussten ganz genau wie die Schritte gingen. Wir setzten uns mit etwas zum Trinken auf ein Mäuerchen und schauten dem Treiben zu. Es hatte schon etwas Meditatives. Hier auf dem Mäuerchen resümierten wir über den Tag.
Die Stadt hat uns gezeigt, dass sie nicht nur ein Dokumentationszentrum des Schreckens ist. Sie lebt, feiert und pulsiert. Sie ist fantastisch. Ich bin sehr froh darüber das wir dieses, wie wir später erfahren haben, Erntedankfest (dem kommt es am nächsten) miterleben durften und so Hiroshima auch von seiner anderen Seite erleben durften. Ein paar Ausschnitte von dem Fest könnt ihr in unserem Japan Video sehen.